Von Babette Reineke

Mein Aug ist trüb, mein Herz ist schwer

und ich vermiß mein Frauchen sehr.

Noch gestern ging sie mit mir aus,

dann aber ganz allein Nachhaus.

Ich wollt ja nach ihr rennen,

nur hab ich es nicht können!

Da ist der Gurt an meinem Bein,

soll das ein neues Spielchen sein?

Am Baum hat sie mich festgemacht

– was hat sie sich dabei gedacht –

weiß sie nicht, wie ich leide?

Wir sind doch Freunde, wir beide!

Wie froh sind wir umhergetollt,

und ich hab sie zurückgeholt,

die Stückchen – sicher, leicht und schnell,

sie kraulte lobend mir das Fell.

Mein Bellen und ihr Lachen –

Das konnte glücklich machen!

Und wenn sie einmal traurig war,

ich strich ihr tröstend über´s Haar

und hatte stets ein off´nes Ohr,

wärmte ihre Seele, wenn sie fror.

Meint ihr, ich habe keine,

weil ich nicht lache oder weine?

Nun frier ich selbst, trotz dickem Fell,

ach hört denn niemand mein Gebell?

Und auch mein Magen knurrt so sehr,

wenn bloß der dumme Gurt nicht wär.

Ich spür, wie mir die Kraft entschwindet,

ich sterbe, wenn mich keiner findet!

O Frauchen, bitte sag mir an,

was hab ich Böses Dir getan

dass du mir auferlegst dies Joch

Ich aber lieb dich immer noch

– auch wenn ich mich zu Tode quäle –

mit meiner ganzen Hundeseele!
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